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Im Supermarkt geweint: Kurt Krömer hatte schwere Depressionen, war acht Wochen in der Klinik, konnte nicht mal mehr einkaufen
Andere bringt er regelmäßig zum Lachen, ihm selbst war monatelang zum Heulen zumute: Kurt Krömer fasste sich in seiner neuen rbb-Sendung "Chez Krömer" ein Herz & berichtete erstmals über seine Erkrankung an Depressionen. "Ick hab heute eigentlich schon den ganzen Tag Bauchschmerzen, ich habe ein bisschen Schiss darüber zu sprechen", tastet sich der Comedian gegenüber seinem Talk-Gast, dem Schriftsteller Torsten Sträter, an das Thema heran. Er habe noch sich noch nie öffentlich dazu geäußert. Dann platzt es aus dem 46-Jährigen heraus: "Im letzten Herbst war ich acht Wochen in der Klinik, weil ich nicht mehr lebensfähig war, weil nichts mehr ging."
Er habe es drei Jahre lang nicht gemerkt, berichtet Krömer. Er habe ein diffuses Gefühl in sich gehabt, "so wie Verliebtsein, aber mit bekloppten Schmetterlingen. Mit bösen." Ihm sei ständig schlecht gewesen, der Tiefpunkt sei dann im Corona-Herbst erreicht gewesen. Da habe es schon vier Stunden gedauert, um eine Einkaufsliste fürs abendliche Kochen & Essen für die Kinder zu erstellen. "Ich war im Supermarkt, hab angefangen zu weinen, weil ick dachte, ich weiß nicht mehr, wie das hier geht." In voller Verzweiflung habe er sich geschämt, unverrichteter Dinge nach Hause zu gehen & den Kids sagen zu müssen, dass er eine solche an sich einfache Aufgabe nicht mehr bewältigen könne.
Der Klinikaufenthalt habe ihm sehr geholfen, obwohl er große Angst davor gehabt habe, erläutert der Berliner seinen weiteren Umgang mit dem vermeintlichen Tabu-Thema. Aktuell sei die Depression weg. Er sei aber noch in einer Phase, wo er jeden Tag aufstehe und denke, er sei nicht so gut drauf & müsse wohl wieder in Behandlung: "Dieser Zustand ist deprimierend, aber es ist nicht deine Depression."
Das Reden darüber habe sich gelohnt, erklärte sein Leidensgenosse Sträter, denn "du bist ein Hoffnungsträger für alle anderen". Der 54-Jährige hatte seine Krankheit bereits 2014 öffentlich gemacht. Das sei damals wie "alle drei Teile 'Der Herr der Ringe' -- in Zeitlupe" gewesen, "mit Jean-Claude Van Damme als Gandalf und Musik von Andrea Berg". Er habe deswegen auch Selbstmordgedanken entwickelt. Das vergesse er nie. In jüngster Zeit hatten auch Mirja du Mont & Sara Kulka offen über Depressionen gesprochen.

23.03.2021 | Fotos: AEDT