Sergio Mantegazza, Matthias Habich, Goetz George Preis 2022 award ceremony (Verleihung), Kaiserin-Friedrich-Haus, Berlin, DEU, 05.11.2022
Matthias Habich, Sergio Mantegazza, Goetz George Preis 2022 award ceremony (Verleihung), Kaiserin-Friedrich-Haus, Berlin, DEU, 05.11.2022
Matthias Habich: Spätes Coming-Out des Charakterdarstellers mit 82 beim Götz George Preis & der Ruf nach Freiheit
Er gilt als einer der großartigsten deutschen Schauspieler: Matthis Habich erhielt am Samstagabend in Berlin quasi für sei Lebenswerk den renommierten Götz George Preis. "Wir ehren einen der Besonderen seiner Zunft", teilte die Jury zur Begründung mit. Der Charakterdarsteller "hatte keine Chance, seiner Berufung zu entgehen, ebenso wenig, wie die Schauspielerei ohne ihn hätte auskommen können". Der gebürtige Danziger wurde in den 1970ern einem größeren Fernsehpublikum mit dem Sechsteiler "Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck" bekannt. Wenig später folgte "Des Christoffel von Grimmelshausen abenteuerlicher Simplizissimus". Im Kino war er erstmals 1976 als preußischer Offizier in "Der Fangschuß" von Regisseur Volker Schlöndorff zu sehen, später etwa in "Nirgendwo in Afrika", "Der Vorleser" oder "Der Untergang".

Ganz nebenbei präsentierte Habich bei der Preisverleihung seinen langjährigen Lebensgefährten, den Tessiner Sergio Mantegazza. Vor der Fotowand umfasste er seinen Freund ganz fest, beide posierten erstmals gemeinsam für Aufnahmen & auch Laudator Andreas Kleinert unterstrich in seiner Rede, wie wichtig die vertrauensvolle Partnerschaft für das Paar sei. Wie passend: Schon 2018 spielte Habich im ARD-Familiendrama "Das Leben vor mir" einen schwulen Akademiker mit einem jüngeren Mann, der sich plötzlich wieder mit seiner Ex-Frau -- einer Alt-68erin -- und seinen zwei Kindern konfrontiert sieht.
Der Geehrte selbst witzelte in seiner Dankesrede, er kriege kaum noch eine Rolle, "wo ich nicht schon in der zweiten Szene einen Schlauch in der Nase habe". Für ihn sei die Schauspielerei kein Job, sondern sein Wesen, seine Natur. Er könne sich daher gar nicht vorstellen, dass es damit zu Ende gehen könne, bevor er seinen letzten Atemzug tue. Auch wenn er mittlerweile mehr Zeit habe, um die Eichhörnchen im Garten zu füttern und vermehrt trotz anfänglicher Gewissensbisse ob weniger Auftritte eine "seelige Gelassenheit" in sich trage: für ihn sei das Schauspiel letztlich der "Freigang aus dem Ich-Gefängnis". Er fühle sich einfach frei auf der Bühne und verspüre nach wie vor diese große Sehnsucht nach Freiheit!
05.11.2022 | Fotos: AEDT